Schrift und Sprache
Die deutsche Schrift gab es seit dem 16. Jahrhundert in zwei Typen: in der durch Regelmäßigkeit gekennzeichneten, etwas gedrungen und „gezähmt“ wirkenden Kanzleischrift und in der flüssigen, schwungvolleren Kurrentschrift, die aus der gotischen Kursive entstand (kurrent = schnell dahinfließend).
Die Gebrauchsschrift (Kurrentschrift) differenzierte sich seit der Wende zum 16. Jahrhundert aus. Nach dem Verwendungszweck treten folgende Ausführungsarten auf: kalligraphisch gestaltete Reinschriften von Ausfertigungen (z. B. Urkunden, Reskripte, Schreiben an Dritte); flüchtigere Schriften aus der Kanzleipraxis (Berichte, Protokolle, Abschriften, Rechnungen); äußerst flüchtige Konzeptschriften und individuelle Handschriften im privaten Gebrauch oder auch in Kirchenbüchern.
Es gibt eine Mischung von lateinischer Schrift und gotischer Kursive: Lateinische und französische Worte werden lateinisch geschrieben (Antiquakursive); Namen erscheinen mitunter in einer hervorgehobenen (Auszeichnungs-) Schrift. Die Groß- und Kleinschreibung ist uneindeutig.
Zur Erforschung der Vorfahren ist es jedenfalls notwendig, sich das Lesen der Kurrentschrift anzueignen. Eine Schriftmusterprobe finden Sie im nachstehenden Link. Schriftmusterprobe
Bei der Aufarbeitung der Texte tauchen aber folgende Erschwernisse auf.
Keine Rechtschreibung
Da es bis etwa 1880 keine Rechtschreibregeln gab, wurde nach dem Gehör geschrieben. Daher kommt es vor, dass sich Familiennamen im Laufe der Zeit verändern.
Aus Bieringer wird beispielsweise Pühringer.
Die Buchstaben D und T, B und P sowie F und V wurden oft nach gutdünken verwendet und ausgetauscht. Oft werden Wörter auch für unser heutigen Augen „falsch“ geschrieben. So wird häufig th statt t oder ck statt k verwendet. Auch für die Klein- und Großschreibung gab es keine Regeln. Häufig werden Doppelkonsonanten verwendet, wo sie unserem Gefühl nach nicht sein sollten oder sie fehlen. Dies sieht man besonders oft bei Vornamen wie Ana (Anna) oder Johan (Johann).
Verwendete Abkürzungen
Die Priester, die die Eintragungen in den Matriken vornahmen, verwendeten häufig Abkürzungen, bei deren Auflösung Erfahrung erforderlich oder Spezialhandbücher eine sinnvolle Unterstützung sind.
Altertümliche Sprache
Viele Texte früherer Jahrhunderte erscheinen aufgrund des Satzbaus, der Sprache oder der Länge der Sätze auf den ersten Blick unverständlich. Häufig werden lateinische Wendungen benutzt. Hier helfen Wörterbücher (Grimms Deutsches Wörterbuch, regionale Dialektwörterbücher) bei der Erschließung des Textes. Manche Wörter hatten früher eine andere Bedeutung.
Lateinisierung von Vornamen
Sehr oft findet sich in den Aufzeichnungen der Kirchenbücher die lateinische Form des Vornamens. Franciscus statt Franz, Josephus statt Josef. Tatsächlich wurde die deutsche Form des Namens verwendet.
Ortsnamen
Die Schreibweise von Ortsnamen hat sich im Laufe der Jahrhunderte oft verändert. Sofern man nicht selber mit der beforschten Region vertraut ist, empfiehlt es sich, die Namen der Ortschaften in der Gemeinde auf Wikipedia zu kontrollieren. Verwenden sie bei der Archivierung immer die aktuelle Schreibweise, die sie dort finden.
Bei unbekannten Orts- oder Hausnamen kann die Urmappe sehr hilfreich sein.
helfen Ihnen möglicherweise alte Karten. Sie finden über das Gebiet der Monarchie Österreich-Ungarn die alten militärischen Landkarten (1. – 4. Landesaufnahme), den Franziszeischen Kataster Österreichs sowie von weiteren Teilen der Monarchie auf Mapire.
Wenn die Suche erfolglos blieb, hilft uns das kostenlose Ortsverzeichnis auf Genteam. Hier kann man nach Ortsnamen in Österreich, Tschechien, Slowenien und Südtirol suchen.
Sollten Sie dennoch etwas nicht lesen können, können Sie sich an unser Team von Familienhistorik wenden. Wenn sie alte Briefe, Verträge oder Dokumente transkribiert bekommen wollen, können sie sich ebenso an unser Team wenden. Das Team hat jahrelange Übung und Erfahrung und übernimmt diese Dienstleistung für Sie.
Im nächsten Teil der Serie werden wir uns mit der Entstehung unserer Familiennamen beschäftigen.
Die Links zu den oben genannten Seiten finden sie nachstehend
Urmappe www.doris.ooe.gv.at
Ortsverzeichnis www.genteam.eu
Alte Karten www.mapire.eu
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